"Stimmklang und Freiheit - Zur auditiven Wissenschaft des Körpers" von Ulrike Sowodniok
Mit einer Interpretation von "Ineinandergeschachtelt" als Praxis-Beispiel.
Die Stimme ist das Instrument, das uns den ganzen Tag zur Verfügung steht. Sprechen und Singen sind tief verwoben in unsere Alltagsgewohnheiten. Stimmklang als körperlich klangliche Spur der Stimme wird in diesem Buch als wissenschaftlicher Begriff geprägt. Mit dem Anspruch einer auditiven Wissenschaft, die auch die anderen Sinne mit einbezieht, verbindet die Autorin ihre eigene Praxistheorie auf der Grundlage der Lichtenberger® angewandten Stimmphysiologie nach Gisela Rohmert mit Fragestellungen der Kulturen des Performativen, Sound Studies, Psychologie, Anthropologie u.a. Im Zentrum steht die Selbstwahrnehmung der stimmlichen Freiheit und ihrer Vernetzungen.
"Stimmklang und Freiheit" beim transcript-Verlag
Interpretation "Ineinandergeschachtelt"
„Ineinandergeschachtelt“ von Christoph Illing gibt durch seine Interpretation im „Felt-sense“ dem Stimmklang den Freiraum, seine eigene Bedeutungsfindung zu erleben. Wenn wir gewöhnlich in einer Interpretation die Bedeutung in die Worte hineinlegen, wie dies auch in Band I der Komposition gefordert ist, so beginnt am Ende von Band I und in Band II ein empathischer Prozess, der der körperlichen Spur des Stimmklangs ein Fremdwerden erlaubt. Der fremde Stimmklang als Alter Ego nimmt eine Bedeutung an, die nicht kontrolliert ist, sondern dem freien Spiel von Körper und Bewusstsein folgt. Die Bedeutung wird nicht auferlegt, sondern wir können sie wie einen eigenen, immer neuen Raum betreten. In diesem Sinne fügen sich die beiden Aufnahmen der Komposition – einmal in einem reflexionsarmen, d.h. „schalltoten“ Raum, einmal im Arbeitszimmer an der Neuköllner Sonnenallee in Berlin – sehr treffend in den Rahmen meines Buches hinein. Siehe auch Kapitel II.b.3 und Kapitel III.
Ineinandergeschachtelt. Foto: Angela Ankner
Bio Ulrike Sowodniok
Sängerin, Klangkünstlerin, Stimmpädagogin, Stimmanthropologin
studierte bei Gisela Rohmert (Lichtenberger® Institut), Alexandrina Milcheva (Opern- und Liedgesang) und Michiko Hirayama (zeitgenössische Interpretation, Scelsi-Interpretin). Außerdem studierte sie Medizin, Philosophie und Klanganthropologie/ Sound Studies M.A.
Ihr künstlerisches Forschungsfeld zur Stimme bewegt sich im Kontext von Urbanität und Raumklang. Hierbei spielen die körperlichen Innenräume eine zentrale Rolle. In diesen Spielräumen untersucht die Sängerin klassisches Lied so wie auch zeitgenössisches Repertoire – im Spannungsfeld zwischen Notation und Improvisation, zwischen Singen und Sprechen. Freie Bewegung als Klangbewegung ist eine wesentliche Grundlage ihrer künstlerischen Forschung und methodischen Konzeption. Kooperationen mit Musikern, Tänzern, Künstlern und Komponisten – Auswahl UA und eigene Konzeptionen: Matthias Bauer und Mayako Kubo „Neuköllner Haiku“ für Galerie im Körnerpark (2011), Hannes Strobl und Victor Morales „Winterreise – synthetische Landschaften“ für Festspielhaus St. Pölten (2010), Sam Auinger „Hausklang“ für Haus der Kulturen der Welt (2009) und „Klangspeicher“ für Singuhr Hörgalerie im Großen Wasserspeicher (2008), Grit Ruhland und Geräuschchor Berlin Songline I-III und U10 „Von hier aus ins Imaginäre und zurück“ für NGBK und 48 Stunden Neukölln gefördert vom Kulturamt Neukölln (2010, 2011, 2012). Rundfunkeinspielungen bei DR-Kultur und SWR u.a. mit Werken von Hermann Keller „Seele im Wasser“ und Georg Katzer „Maschinenmensch“. Festivals für zeitgenössische Musik: Donaueschinger Tage für Neue Musik, Kreuzberger Klangwerkstatt, Neue Musik im Konzerthaus Berlin, Kunstandachten im Berliner Dom, Internationales Klangkunstfest Berlin, Neuköllner Originaltöne, zeitgenössisches Musiktheater im Festspielhaus St. Pölten/ Österreich u.a.
Ulrike Sowodniok lehrt u.a. seit 2008 am Zentralinstitut für Weiterbildung der Universität der Künste Berlin in den Fachbereichen Sound Studies, Musiktherapie und am Career College ihre Methode „Angewandte Stimmanthropologie“.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen bei transcript, Stauffenburg-Verlag, Gudrun-Schöder-Verlag u.a.
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